Authentisch und auf Augenhöhe kommunizieren – schwer zu realisieren?

„Holger, ich wünsche mir mehr authentische, ehrliche Kommunikation von Seiten der Geschäftsführung. Wir sind doch erwachsene Menschen und können damit umgehen.“

Das ist ein O-Ton aus einem Workshop, den ich in dieser Woche begleiten durfte. Der Kommentar hat mich nachdenklich gestimmt.

Wann erfolgt Kommunikation auf Augenhöhe? Führungskräfte berichten mir häufig, es sei unter bestimmten Konstellationen ein schmaler Grad, authentisch und auf Augenhöhe zu kommunizieren, ohne zur Verunsicherung beizutragen. Was kann und will ich kommunizieren und was nicht?

Im heutigen Beitrag formuliere ich thesenartig drei Tipps, wie Führungskräfte authentisch und auf Augenhöhe kommunizieren können.

Authentisch kommunizieren unter Unsicherheit

👉 Mitarbeiterin: „Du, wir wünschen uns manchmal etwas mehr Klarheit über deine Erwartungen an uns und das Ergebnis unserer Arbeit.“

Führungskraft: „Ich kann doch nichts kommunizieren, was ich nicht weiß. Ihr seid doch die Experten und ich verlasse mich auf eure Meinung.“ So ähnlich ein sehr authentischer Vorgesetzter letzte Woche im Feedback-Workshop.

Wie viele Führungskräfte trauen sich so etwas? Einerseits gibt man so den Anspruch auf, alles besser wissen zu können, was dem ein oder anderen Ego nicht gefallen dürfte. Andererseits kann es auch zu einer enttäuschten Erwartung nach klaren Leitplanken auf Seiten der Mitarbeitenden führen.

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass das eigene Ego Angst vor Kontrollverlust hat, diese Kontrolle in einem komplexen Umfeld aber unmöglich durch Micromanagement zu erreichen ist, sondern am ehesten dadurch, dass man Menschen etwas zutraut.

Dann stellt sich noch die Frage, wie man verhindert, Erwartungen zu enttäuschen. Authentisch zu kommunizieren unter Unsicherheit benötigt daher meines Erachtens eine klar formulierte Erwartung an die Mitarbeitenden, mit Ambivalenz und Unsicherheit umzugehen und ihren Gestaltungsspielraum auszuschöpfen. Das kann nicht jeder. Daher ist es sehr wichtig, ein gutes Gespür für die Resonanz der Mitarbeitenden zu haben und im Zweifelsfall individuell zu unterstützen.

Authentisch kommunizieren in einem politischen Umfeld

👉 Auszug aus einer Mail im Nachgang zu einer Projektbesprechung: „Es ist nicht akzeptabel, das zu kommunizieren. Das ist doch überhaupt noch nicht mit uns abgestimmt.“

In dem in der Einleitung des Beitrags genannten Beispiel wollen Mitarbeitende wissen, wo das Unternehmen in einem politisch schwierigen Kontext steht und wohin die Reise geht. Sie fühlen sich infantilisiert durch Nicht-Kommunikation oder Kommunikation durch die Blume. In der oben genannten Projektbesprechung wollen die Führungskräfte den Sachstand aus einem ambitionierten Transformationsprojekt wissen. Wie sieht authentische Kommunikation in solchen Fällen aus?

Wenn nur der kleinste gemeinsame Nenner politisch abgestimmt ist, führt eine authentische, offene Kommunikation häufig zu Widerständen im Umfeld, die der Sache nicht dienlich sind. Man möchte vielleicht persönlich die eigene Vision klarstellen und die möglichen Richtungen offenlegen. Gleichzeitig ist man im Kreis der Verantwortlichen einfach noch nicht so weit, dass eine klare Richtung besprochen und individuell abgenickt wurde.

Wahrscheinlich bedeutet authentische Kommunikation hier, klar anzusprechen, dass die Dinge noch nicht spruchreif sind und damit auch den Anspruch der Mitarbeitenden anzuerkennen, auf Augenhöhe informiert zu werden, ohne gegen die Vereinbarung zu verstoßen, dass Kommunikation abgestimmt erfolgen soll. Es geht also um Kommunikation über den Prozess, über den Stand der Abstimmung, wenn es schon nicht möglich ist, über die Ergebnisse der Abstimmung zu informieren.

Authentisch kommunizieren bei Zielkonflikten

👉 „Ich wünsche mir von dir, dass du auch mal ein Projekt ablehnst, weil wir schon so überlastet sind.“

Soweit der O-Ton einer Mitarbeiterin aus einem anderen Workshop. Klar, die wenigsten habe genug Zeit, um alle Projekte zu schaffen. Aber ich kann mich noch gut erinnern, wie es mich genervt hat, als ich in meiner Führungsposition einmal gemerkt habe, dass ich aufgrund von zu vielen Themen Fehler gemacht habe. Es hat mich gewurmt, dass ich dem Anspruch auf meine Arbeit nicht mehr gerecht werden konnte. Ich kann daher den Wunsch der Mitarbeiterin sehr gut nachvollziehen.

In dieser Situation bedeutet authentische Kommunikation, die Widersprüche anzusprechen zwischen dem Wunsch nach ausreichend Ressourcen auf Seiten der Mitarbeitenden und dem Wunsch der Führungskräfte, durch Projekte langfristig eine relevante Rolle zu spielen.

Widersprüche, denn einerseits ermöglicht eine gute Ressourcenausstattung gute Arbeit und weniger Fehler. Andererseits ermöglicht die Verantwortung für viele Projekte es, eine wichtige Rolle in einem System einzunehmen und relevant zu bleiben. Daraus können sich Zielkonflikte ergeben.

Um dem Anspruch auf eine Kommunikation auf Augenhöhe gerecht zu werden, gilt es daher meines Erachtens, diese Konflikte nicht auszublenden, sondern aktiv anzusprechen, Perspektiven auszutauschen und in Menschen in Entscheidungen einzubeziehen. Hier empfehlen sich agile Entscheidungsverfahren wie Konsent und Widerstandsabfrage, damit Menschen sich gesehen und gehört fühlen und gleichzeitig eine tragfähige Entscheidung getroffen werden kann.

Gleichzeitig ist es natürlich wichtig, den Sinn der eigenen Sichtweise zu erklären – wozu ist es gut, wenn wir das so tun. Und natürlich geht es auch um eine wertschätzende Haltung zu der alternativen Meinung.

Wenn Sie sich gerne auf Augenhöhe mit mir über authentische Kommunikation austauschen möchten, vereinbaren Sie gerne mit Klick auf den Button ein unverbindliches, individuelles Strategiegespräch mit mir.

Wir gehen Ihre Anforderungen durch und entwickeln gemeinsam strategische Optionen für Ihr Team.

Klicken Sie einfach auf den Button oben und vereinbaren Sie einen Termin.